LuxemburgHandwerk: „Der Aufschwung lässt auf sich warten“– Aussichten für 2024 bleiben schlecht

Luxemburg / Handwerk: „Der Aufschwung lässt auf sich warten“– Aussichten für 2024 bleiben schlecht
Im Bauwesen geht die Zahl der Angestellten derzeit deutlich zurück Foto : Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Stimmung beim Luxemburger Handwerk ist nicht gut. Das ist die Botschaft einer Pressekonferenz zur aktuellen konjunkturellen Lage. Mittel- und langfristig sagt man sich zwar optimistisch, doch kurzfristig sieht man immer noch schwarz. Vor allem über den Bausektor macht man sich weiterhin Sorgen.

Im Jahr 2023 habe der Sektor noch „eine gewisse Widerstandsfähigkeit“ gezeigt, unterstrich Tom Oberweis am Dienstag vor Journalisten. Doch mittlerweile stecke das Handwerk in einer „schwierigen Situation“. Die Perspektiven für das laufende Jahr 2024 seien „nicht optimistisch“, so der Präsident der „Chambre des métiers“. Der Sektor stehe unter Druck.

Es sei nun wichtig, auf die Unterstützung der Politik zählen zu können, so Oberweis weiter. Das sei im Sinne des Sektors, und auch im Sinne des Landes, das das Handwerk brauche, um die anstehenden Veränderungen (Klima, Digitales) umsetzen zu können. Als Zeichen der Unterstützung war am Dienstag auch Wirtschaftsminister Lex Delles bei der Vorstellung der Ergebnisse der Konjunkturumfrage mit dabei. Er hob die Wichtigkeit und die Widerstandsfähigkeit des Sektors hervor und erinnerte an die Unterstützungsmaßnahmen, die das Ministerium zusammen mit dem Sektor ausgearbeitet hat.

Die Umfrage zur Konjunktur habe gezeigt, dass der Sektor zudem weiterhin stark von der Wirtschaftskrise betroffen ist, so Max Urbany von der Handwerkskammer weiter. Seit dem zweiten Quartal 2022 sei der Konjunkturindex für die gesamte Branche stark gesunken, von +9 auf -18 Punkte. Mehr als die Hälfte (68 Prozent) der Unternehmen sei letztes Jahr gezwungen gewesen, ihre finanziellen Reserven anzuzapfen.

Die Stimmung im Handwerk
Die Stimmung im Handwerk Screenshot: Chambre des Métiers

Zwei Drittel der Handwerksbetriebe haben den Umsatz weniger stark steigern können als die Inflationsrate, was zu einem realen Rückgang der Einnahmen führt, unterstreicht er weiter. Vor allem die kleinen Betriebe hätten es schwer, die gestiegenen Preise an ihre Kunden weiterzugeben. In der Folge würde, laut der Umfrage, etwa ein Viertel der Unternehmen erwägen, die Zahl der Beschäftigten zu verringern, indem sie beispielsweise Abgänge nicht ersetzen.

Freuen kann man sich auch nicht darüber, dass das Handwerk im Jahr 2023 insgesamt 2.212 Jobs (davon rund 750 in der Reinigungsbranche) neu geschaffen hat. Das sei weniger als der Durchschnitt in den Jahren 2014-2023, hebt man hervor – da seien im Schnitt mehr als 2.700 Jobs pro Jahr neu entstanden. Zudem würden sich diese Zahlen auf die Monate Juni 2022 bis Juni 2023 belaufen. Die zweite Jahreshälfte 2023 sei zudem deutlich weniger gut gewesen.

Tom Oberweis
Tom Oberweis  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Besserung scheint auch keine in Sicht zu sein. Die Erwartungen der Unternehmenschefs würden zeigen, dass auch im zweiten Quartal 2024 weiter mit einem anhaltenden Abwärtstrend für den Sektor zu rechnen ist, sagt Urbany. Ein Drittel der Betriebe denke daran, die Zahl der Beschäftigten weiter zu verringern.

Dramatische Lage im Bausektor

Vor allem im Bauwesen sei die Lage mittlerweile „sehr dramatisch“, so Urbany. Während bis Mitte 2023 vor allem weniger Überstunden geleistet und weniger Zeitarbeiter eingestellt wurden, so habe sich die Situation in den letzten Monaten derart weiter verschlechtert, dass die Zahl der Mitarbeiter im Bauwesen in der zweiten Jahreshälfte 2023 um rund 2.100 geschrumpft sei.

Und auch 2024 sehe es für die Baubranche nicht gut aus, so Urbany weiter. Die kleinen Anzeichen, die auf eine mögliche leichte Besserung der Lage im Immobiliensektor in 2024 hindeuten, sind zu wenig für den Sektor. „Der Wasserhahn tropft, aber das Wasser fließt noch nicht“, zitiert Oberweis den Kommentar eines Firmenchefs zur Lage der Aufträge im Bauwesen.

Neun von zehn Firmen rechnen nicht mit Besserung

„Der Aufschwung lässt auf sich warten“, so auch Urbany weiter. „Die Unsicherheit bei den Firmen bleibt groß. Neun von zehn Firmen rechnen nicht mit einer Besserung im Jahr 2024.“ Wie es mit den Leitzinsen weitergeht, stehe noch in den Sternen. Die staatlichen Hilfen werden wohl nicht reichen, um die Nachfrage kurzfristig wieder anzukurbeln. 2025 gebe es das Risiko, dass die Inflation wieder zulegt.

So schaut man mit Pessimismus auf den weiteren Jahresverlauf. Die Kammer befürchtet, dass die aktuellen Trends auf einen „substanzielleren Beschäftigungsabbau“ im Handwerk im Jahr 2024 hindeuten könnten. Gleichzeitig gibt sie zu bedenken, dass sich durch die aktuelle Schieflage das seit Jahrzehnten bestehende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nicht verbessern werde. Eigentlich müsse mehr gebaut werden, nicht weniger.

„Langfristig sehen wir das Handwerk nicht in Gefahr“, fügte Tom Wirion, Direktor der Handwerkskammer, hinzu. Das Handwerk habe Perspektiven. „Kurzfristig sehen wir jedoch eine sehr große Nervosität bei den Unternehmen.“ Man stehe konjunkturell unter großem Druck.

Das Handwerk

Das Handwerk ist ein bedeutender Teil der Luxemburger Wirtschaft: Mit seinen fast 9.000 Unternehmen steht es für rund 20 Prozent aller Firmen hierzulande. Bei den Beschäftigten steht es mit über 107.000 für einen Anteil von stattlichen 21 Prozent. Gleichzeitig ist es eine sehr diversifizierte Branche. Mit zum Handwerk zählen unter anderem Bereiche wie Mode, Dienstleistungen rund ums Automobil, Nahrungsmittel, Gesundheit, Metallverarbeitung, Mechanik, Kommunikation und Blumenhandel. Für etwa die Hälfte der Beschäftigten zählt das Baugewerbe. Auch ins Gewicht bei den Arbeitsplätzen fällt die Branche der Gebäudereiniger (fast 16.000 Jobs), unterschiedliche Bereiche der Mechanik (10.000 Jobs), wie auch die Lebensmittelbranche (mehr als 7.000 Jobs). Die Erhöhung der Zahl der Beschäftigten um rund 2.000 Personen zwischen Juni 2022 und Juni 2023 unterteilt sich in 32.000 Neueinstellungen und 30.000 Arbeitsverträge, die ausliefen (darunter 1.675 Renteneintritte).

Lex Delles, Tom Wirion, Max Urbany und Gilles Reding
Lex Delles, Tom Wirion, Max Urbany und Gilles Reding Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Harry
8. Mai 2024 - 13.27

An deem ganzen Handwierkssektor ass seit Joëren alles verpennt ginn, hun alleguer vill Geld verdingt,nëtt vill investéiert, d'Personal als modern Sklaven behandelt etc. an ëlo gëtt gejéimert an gesouert,Mindestléin sinn bezuelt ginn,ower hir Benefisser hun zougeholl.All déi Verwaltungen an Institutiounen Handwierk oder Commerce hun gewärden geloss an séch dreimol neischt gekëmmert,just deck Jetoën ageséckelt, d'Kaar stécht déif am Dréck, keen wärt se ësou séier eraus zéihen.Kompetenz ass gefroot.

Nomi
8. Mai 2024 - 12.08

Firwaat kritt een keng Handwierker erbei fir Renovatio'unen ?? Fassadier, Chauffagiste, Daachdecker, et kennt een se all obziehlen ! An dann entloossen se Leit !! Waat ass do lass ?? Sinn se lidderech, oder hun se keng Loscht mei', oder kennen se et net mei' ????