EditorialKampf gegen den Klimawandel: Es geht um Veränderungen

Editorial / Kampf gegen den Klimawandel: Es geht um Veränderungen
Trockene Böden im Sommer 2022 bei Alzingen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Dass der Kampf gegen den Klimawandel nicht zu den absoluten Prioritäten der neuen schwarz-blauen Regierung gehört, war spätestens nach der Regierungserklärung von Premier Luc Frieden klar. „Ambitioniert, aber pragmatisch“ soll die Luxemburger Umweltpolitik in Zukunft sein, man wolle den Bürger „nicht nerven“, so Frieden. Von einer konservativ-liberalen Regierung, die laut Koalitionsprogramm den Bau von Umgehungsstraßen intensivieren will, war das auch nicht wirklich anders zu erwarten. 

Die neue Mobilitätsministerin Yuriko Backes machte ebenfalls nicht den allerbesten Eindruck, als sie ihrer Parteikollegin Lydie Polfer in Sachen Tramtrasse durch die Avenue de la Porte-Neuve das Feld überließ. So wurde die gesamte Konzeption des Straßenbahnnetzes in der Hauptstadt geändert, weil eine in puncto Mobilität aus der Zeit gefallene Bürgermeisterin darauf beharrt, dass die Limpertsberger auf direktem Weg mit dem Auto ins Zentrum und zurück fahren können. Für die Tramtrasse hätte nämlich eine Fahrspur geopfert werden müssen. „Es geht um Veränderung, und die ist nicht einfach“, sagte vor rund einer Woche der luxemburgische Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar bei einem bemerkenswerten Vortrag im Rahmen der Klimawochen in Esch. Es gehe beim Klimaschutz um das Loslassen alter Gewohnheiten und Ideen. Vor allem aber geht es beim Klimaschutz um die nächsten Generationen.

Yogeshwar unterstrich auch die Wichtigkeit der Städte und Gemeinden im Kampf gegen den Klimawandel. Hier könnten die wichtigsten Impulse gesetzt werden. Dass das so ist, hat man nicht nur in Esch erkannt. Dort aber werden die Bemühungen in letzter Zeit deutlich intensiviert. War es vor wenigen Jahren noch quasi unmöglich, eine Genehmigung für die Installation einer Solaranlage auf dem Hausdach zu bekommen, sind die Prozeduren inzwischen beschleunigt und vereinfacht worden. Zudem setzt die Gemeinde mit Projekten wie der Renaturierung der Dipbech oder aber dem Bau des nachhaltigen Wobrécken-Campus (siehe Seite 26) Zeichen. Um die Einwohner mit ins Boot zu nehmen, laufen momentan die Klimawochen, die Mitte Mai mit einem Bürgerforum abgeschlossen werden.  

Auch die Bürgerbeteiligung war Thema beim Vortrag. Die Menschen sollen nicht müssen, sondern wollen, sagte Yogeschwar, wobei er dann doch ein etwas zu großes Vertrauen in das Gute im Menschen hat. Denn dem ist das Hemd in der Regel näher als die Hose. Luc Frieden will derweil die Menschen in der Klimafrage „begeistern, statt nerven“. Die Vehemenz der Diskussionen um E-Autos im Netz beispielshalber lassen eher darauf schließen, dass man beim Klimaschutz mit Freiwilligkeit nicht so weiterkommt, wie man es eigentlich müsste. Man muss die Menschen schon ein wenig zu ihrem Glück zwingen, im Sinne der nächsten Generation. Und Zeit ist keine mehr.